„Schauspielorte in Bozen vom 18. Jh. bis heute“ ist der Titel der Dauerausstellung im Foyer des Stadttheaters. Es handelt sich um eine Reihe von Aufnahmen, die entlang eines Parcours vom ersten Stock des Foyers aus verschiedene Orte der Stadt, an denen im Laufe der Zeit Live-Aufführungen jeglicher Art stattgefunden haben, sowie die wichtigsten geschichtlichen Ereignisse dazu zeigen.
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1. Die Salonmusik

Palazzo Mercantile / Merkantilgebäude

Im 18. und 19. Jahrhundert begeisterte die kultivierte Musik den Adel und die Handelsfamilien der Stadt. Kammerorchester spielten in privater Form in den eleganten Salons des Palais Menz, das mit Fresken von Carl Henrici mit suggestiven Musik- und Theaterszenen geschmückt wurde, und in den Salons des Palais Toggenburg, wo eine reiche Sammlung von Opernmusikdrucken aus dieser Epoche aufbewahrt wird. Der öffentliche Salon war der obere Saal des Merkantilgebäudes, in dem 1855 das Einweihungskonzert des Musikvereins Bozens stattfand und 1879 der junge Ferruccio Busoni vorspielte. Musikalische Unterhaltung wurde auch im Saal des Gesellenhauses in der alten Gemeinde in der Laubengasse geboten.

2. Der Keim des öffentlichen Theaters

Theater zur Kaiserkrone

Das Theater zur Kaiserkrone, auch Theater oder Stadttheater in Bozen genannt, war das erste öffentliche Theater der Stadt, das von Privaten finanziert und verwaltet wurde. Es wurde 1805 eingeweiht und 1904 aus finanziellen und sicherheitsbedingten Gründen geschlossen. Der Saal mit 600 Plätzen – aufgeteilt auf Parterre, zwei Logenreihen und Galerie – befand sich im hinteren Teil des Palais Pock am Musterplatz und wurde zum Aushängeschild des restaurierten Gebäudes, das in ein luxuriöses Hotel umgewandelt worden war. Dort trat ein festes Ensemble aus, bestehend aus lokalen Amateurschauspielern. Das Repertoire reichte von der Komödie bis zur Operette, ganz nach Vorbild der zeitgenössischen österreichischen Theaterhäuser.

3. Gesellige Unterhaltung

Kurhaus

Während der Belle Èpoque boten luxuriöse Hotels und Cafes ihren Gästen und Kunden Schauspielveranstaltungen. Auftritte von lokalen Kleinorchestern und Sängern fanden häufig im Hotel Greif, im Käutners Hotel d’Europe und im Walther von der Vogelweide (die letzten sind heute Banksitze) am zentralen Maximilian-Platz (Waltherplatz), und im Hotel Victoria gegenüber dem Bahnhof statt. Im Hauptsalon des Kurhauses von Gries (Marcelline-Institut) traten auch bedeutende österreichische Komiker auf. Anders verhält es sich im Fall des Kaminsaals im Stadthotel am Waltherplatz, wo in den Jahren 1959 und 1960 Schauspiele des Teatro Stabile aufgeführt wurden, weil ein passender Theaterraum fehlte.

4. Bürgersäle / Sale Civiche

Bürgersäle / Sale Civiche

Die Bürgersäle, welche vom Architekten Bruno Canal 1886 am Rande des Verdiplatzes errichtet wurden, dienten nach der Schließung des Theaters zur Kaiserkrone (1904) bis zur Eröffnung des Theaters im Bahnhofspark (1918) als vorläufiges Stadttheater. Im „in Tirol einzigartigen Festsaal“ (Josef C. Platter, 1889) traten Musikkapellen, lokale Kleinorchester und Theaterensembles aus Innsbruck, Wien und Berlin auf. Unter dem Faschismus wurde das Palais, umbenannt in „Sale Civiche“, zum Sitz des „Circolo Ufficiali“. Die Bombenangriffe von 1943 beeinträchtigten deren Funktion.

5. Stadttheater/Teatro Civico/Teatro Verdi

Stadttheater / Teatro Civico / Teatro Verdi

Das erste öffentliche Theater
Das Theater im Bahnhofspark, welches vom weltbekannten bayrischen Architekten Max Littmann entworfen wurde, ist das Siegel der Geschichte. Es wurde als erstes öffentlich betriebenes Gebäude 1918 als Stadttheater eingeweiht, von 1923 bis 1937 wurde es dann in Teatro Civico umbenannt, später in Teatro Verdi. Dekorationen des Bozners Rudolf Stolz im Foyer schmückten das elegante Prachtgebäude. Der Saal umfasste 750 Plätze, aufgeteilt auf Parkett und zwei Galerienreihen. Neben Aufführungen von Komödien, Operetten, Melodramen und Musikkonzerten bekannter Interpreten fanden im Saal auch bürgerliche Veranstaltungen, Konferenzen, Tagungen und Filmprojektionen statt. Das Theater erlitt 1943 mehrere Bombenangriffe.

6. Bühnen zwischen Trümmern

Le Sale Civiche bombardate / Die zerstörten Bürgersäle

In den ersten Jahren der zweiten Nachkriegszeit trug das Schauspiel aktiv zum kulturellen Wiederaufbau der Stadt bei. Hier wurden volkstümliche Werte aufrechterhalten und die Erwartungen des gebildeten und volkstümlichen Publikums erfüllt. Die Beschädigung des Teatro Verdi durch die Bombenangriffe erforderte jedoch erneut eine Suche nach anderen Ausweichmöglichkeiten. Schauspieler und Musiker traten in Pfarrsälen (Sala Veritas, künftig Kinotheater Concordia von Christ König) und in gänzlich improvisierten Orten auf.

7. Theaterorte bürgerlichen Zusammenseins

Il Teatro del Lavoratore all’ex Lager di via Resia / Das „Teatro del Lavoratore“ im ehemaligen Lager der Reschenstraße

Amateurensembles verwandelten zwei ungewöhnliche Orte zu Schauspielorten. 1947 wurde das „Teatro del Lavoratore“ in Betrieb genommen. Dieses befand sich in einer Halle im ehemaligen Lager in der Reschenstraße, und die Zuschauer brachten die Stühle mit. 1949 wurde auch das Theater Minerva in der Trieststraße eröffnet. Aus der Restaurierung des ehemaligen G.I.L. hervorgegangen, umfasste es 450 Plätze. 1966 wurde es wegen des Baus der Pfarrkirche zur Hl. Familie niedergerissen. Auch im Kinotheater Don Bosco haben mehrere Aufführungen stattgefunden.

8. Kinotheater Druso

Cinema-Teatro Druso / Kinotheater Druso

Das Kinotheater Druso im Gebäudekomplex der „Casa della Giovane Italia“ wurde 1936 eingeweiht. Im Saal mit 700 Plätzen wechselten sich Filmprojektionen und Theaterschauspiele von lokalen Vereinen in italienischer und deutscher Sprache ab. Nach einer umfassenden Restaurierung wurde das Gebäude 1989 zum Sitz der Eurac.

9. Kinotheater Corso

Cinema-Teatro Corso / Kinotheater Corso

Der Tourismuspalast erlag 1945 den Bombenangriffen, wurde dann aber rasch restauriert und in Kinotheater Corso umbenannt. Der elegante Saal mit 800 Plätzen, aufgeteilt auf Parkett, Doppelreihen und Logen, wurde zum Hauptort Bozens in der Nachkriegszeit. Neben Filmprojektionen wurden Opern und Musikschauspiele auf Italienisch und Deutsch aufgeführt. 1950 fand das offizielle Debüt des eben gegründeten Teatro Stabile statt. Auf den Fundamenten des 1982 niedergerissenen Gebäudes wurde das heutige Landhaus errichtet.

10. Die Vielfalt der Musikorte

Palazzo Ducale / Herzogspalast

In der Nachkriegszeit wurden die Konzerte der Nachkriegszeit an mehreren Orten abgetragen. Andrea Mascagni und Arturo Benedetti Michelangeli musizierten in der „Camerata del Littorio“ (auch „Camerata del G.U.F.“ genannt) im Hotel Schgraffer, heute Bar Domino am Waltherplatz. Außerdem fanden musikalische Veranstaltungen in den Sälen des Stadtmuseums, der Fachoberschule für Wirtschaft Cesare Battisti und in den Gärten des Herzogspalasts statt.

11. Das Konservatorium Claudio Monteverdi

Il Conservatorio dopo la ristrutturazione e prima del bombardamento (1943-1945) / Das Konservatorium nach der Gebäudesanierung und vor der Bombardierung (1943-1945)

Der heutige Konzertsaal wurde 1949 nach den Restaurierungsarbeiten infolge der Bombenangriffe eröffnet, nachdem das Konservatorium Claudio Monteverdi vorübergehend im ehemaligen Dominikanerkloster untergebracht worden war. Seitdem ist der Saal einer der Hauptsitze des prestigereichen Internationalen Klavierwettbewerbs Ferruccio Busoni. Im Konservatorium befinden sich die gleichnamige Stiftung, die Gustav Mahler-Stiftung und der Konzertverein.

12. Haus der Kultur Walther von der Vogelweide

Haus der Kultur

Der Saal im Haus der Kultur Walther von der Vogelweide, wo das Südtiroler Kulturinstitut seinen Sitz hat, ist seit 1967 in Betrieb. Er umfasst 522 Plätze, 386 im Parkett und 136 in der Galerie. Im Orchestergraben haben bis zu 40 Orchestermusiker Platz. Im Saal werden wichtige Theateraufführungen in deutscher Sprache und Konzerte abgehalten.

13. Eine verstreute Schauspieltätigkeit

Castel Mareccio / Schloß Maretsch

In den Sechziger Jahren besuchte das Bozner Publikum gelegentlich eine einfache Halle der Messe in der Romstraße, welche dann zerstört wurde. Nachfolgend dienten die beeindruckenden Innenhöfe von Schloss Maretsch und Schloss Runkelstein, dann der Rathauskeller des Stadtklubs Bozen als Bühnen. Sogar in den Schulen entstanden Theatersäle, wie das Auditorium Roen und das Kinotheater Rainerum, das kürzlich restauriert wurde.

14. Stadttheater Gries

Teatro Comunale di Gries / Stadttheater Gries

1970 wurde der bekannteste und am längsten harrende provisorische Sitz der Stadt eingeweiht: das Stadttheater Gries. Hier war das Teatro Stabile bis 1999 untergebracht. Aus einem nie verwendeten Kinosaal hervorgegangen, umfasst dieser kleine und vertraute Raum, “ Bomboniera” genannt, 371 Sitzplätze. 1988 wurde aufgrund eines Brandes die Tätigkeit bis 1992 eingestellt.

15. Kleine Theater in der Altstadt

Teatro Carambolage / Kleinkunsttheater Carambolage

Das Kleinkunsttheater Carambolage befindet sich in einem ehemaligen gewölbten Keller, das zuvor als Lager einer Eisenwarenhandlung diente. Nach Restaurierungsarbeiten umfasst dieses Gebäude, das 1996 eingeweiht wurde, 99 Sitzplätze. Die Altstadt bekommt auch einen anderen Spielort, das Theater im Hof am Obstplatz, welches sich vorwiegend dem jungen Publikum widmet.

16. Das Theater Cristallo

Teatro Cristallo

Der bequeme und funktionale Saal des Theaters Cristallo umfasst 500 Plätze. Er wurde 2005 nach einer gründlichen Restaurierung eingeweiht. Vor der Schließung im Jahr 1973 war er von 1954 bis 1963 als Kultstätte verwendet und in den darauffolgenden Jahren in einen Raum für Filmprojektionen, Theaterschauspiele und Konzerte umgewandelt worden. In diesem Haus haben einige kulturelle Vereine ihren Sitz (l’Obiettivo, teatroBlu und UILT).

17. Das Konzerthaus

Auditorium di Bolzano / Konzerthaus Bozen (Foto Seehauser)

Die zwei eleganten Säle des Konzerthauses – der Große Saal mit 641 und der Kleine Saal (Bonbonniere) mit 110 Plätzen – entstanden 1999 infolge der Restaurierung des Kinos Augusteo, welches in der Nachkriegszeit auf den Fundamenten des „Gewerkschaftshauses“ erbaut worden war. Das Konzerthaus ist Sitz der Stiftung Haydn von Bozen und Trient.

18. Das Stadttheater

Teatro Comunale di Bolzano / Stadttheater Bozen (Foto Seehauser)

Die feierliche Einweihung des Stadttheaters am 9.9.1999 durch den jetzigen Staatspräsidenten Sergio Mattarella stellt einen Wendepunkt dar. Das „Pendeln“ der Zuschauer hat nun endlich ein Ende. Das vom Architekten Marco Zanuso entworfene, eindrucksvolle Gebäude besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil beinhaltet den Bühnenturm mit der großen Bühne und dem Probensaal. Der zweite Teil umfasst das Foyer, den Großen Saal (802 Sitzplätze) und im Untergeschoss das Studio-Theater (214 Plätze) und den Tanzsaal. Das Stadttheater ist Sitz des Teatro Stabile di Bolzano und der Vereinigten Bühnen Bozen.

19. Neue Räumlichkeiten der Gegenwart

NOI Techpark

Heute finden Schauspiele auch an städtischen und unüblichen Orten statt, wie im T.Raum, in dem das Ensemble Teatro la Ribalta – Kunst der Vielfalt tätig ist, oder im NOI Techpark. Der suggestive Rahmen des Kapuzinerparks und verschiedene Bars im Zentrum und in der Peripherie bieten Raum für Musik und Theater. Schließlich wird das kleine Theater in der Fagenstraße, das 1904 erbaut und für viele Jahre aufgelassen war, wieder eröffnet.

20. Die Stiftung Stadttheater und Konzerthaus

Teatro Comunale di Bolzano / Stadttheater Bozen (Foto Da Riz)

Die seit 1999 tätige Stiftung verwaltet das Theater und das Konzerthaus jeweils aufgrund einer Konzession der Gemeinde und der Landesverwaltung. Nach einer Phase, in der sich die Stiftung auch aktiv im Opern- und Tanzbereich betätigte (2000-2014), konzentriert sich die Stiftung heute auf die Saalvermietung für Veranstaltungen und die Verwaltung der Gebäude: von der Instandhaltung der Anlagen und Maschinen, bis zur Sicherheit, dem Ticketservice und dem Publikumsempfang, von der technischen Betreuung der Bühnen und Bühnenbilder bis hin zu den Informatikdiensten, zur Logistik und Geräteausstattung.

21. Teatro Stabile di Bolzano

Teatro Stabile

Das 1950 gegründete Teatro Stabile di Bolzano ist neben dem Piccolo Teatro di Milano (1948) die zweite öffentliche nationale Körperschaft und die wichtigste Einrichtung des Theaters in italienischer Sprache in Südtirol. An der Führung wechselten fünf Direktoren: Fantasio Piccoli, Maurizio Scaparro, Alessandro Fersen, Marco Bernardi und Walter Zambaldi. Ziel sind die Produktion und Verbreitung sei es von klassischen Texten als auch von zeitgenössischen Werken, mit besonderem Augenmerk auf Forschung und Experimentierung.

22. Stiftung Haydn von Bozen und Trient

Written on Skin - G. Benjamin 2016-2017

Die Stiftung Haydn von Bozen und Trient ist 2015 aus dem gleichnamigen Orchester hervorgegangen. Sie gilt heute als eine der größten Kulturinstitutionen der Region Trentino-Südtirol und umfasst drei Sparten: das Haydn Orchester von Bozen und Trient (gegründet 1960) mit seiner Konzertsaison und Tourneen im In- und Ausland, die Opernspielzeit OPER.A 20.21 und das zeitgenössische Tanzfestival Tanz Bozen – Bolzano Danza.

23. Vereinigte Bühnen Bozen

Der Diener zweier Herren – C. Goldoni 2017-2018

Die Vereinigten Bühnen Bozen wurden im Jahr 1992 mit dem Ziel gegründet, in Südtirol ein professionelles deutschsprachiges Theater mit ständigem Spielbetrieb zu etablieren. Am Spielplan, der jährlich 30.000 Zuschauer/Innen ins Theater lockt, stehen pro Saison bis zu 10 Eigenproduktionen: ein Mix aus klassischen und zeitgenössischen Stücken, Projekten zur Südtiroler Zeitgeschichte, musikalischen Stücken sowie Theater für Kinder- und Jugendliche. In den hauseigenen Werkstätten werden alle Bühnenbilder und Kostüme selbst hergestellt.